Contergan

1962

Sie zieht den Mantel zu, ob der Kälte dieses Winterabends,
streichelt ihre Kleine, legt die Decke in den Kinderwagen,
schweren Schrittes stapft sie in die Stadt durch Matsch und Eis,
bis sie ausgelaugt und aufgebraucht die Arztpraxis erreicht.
Ihr Gesicht ist während des Gesprächs von Sonnenstrahl´n benetzt,
ein paar Fragen und der Arzt schreibt ihr das Contergan-Rezept.
Sie schweigt und steckt es weg, und kann nun endlich wieder lächeln,
seien sie auch noch so schlecht, die Kapseln helfen zu vergessen.
denn dieses Jahr hat tiefer Gram das Weihnachtsfest ersetzt,
sie ist einsam und gestresst,/ eine Mutter für ihr Mädchen,
und man kann schon sehen wie das Zweite in ihr wächst,
leidgeschwängert, ein Erzeugnis der Vergewaltigung vom Ex.
Sie schmeißt den Beipackzettel weg, und trinkt Erinnerungen weg,
dann fällt sie rücklings in ihr Bett..und endlich wird es Nacht,
..niemals hätte sie gedacht, dass ihr Schatz wegen ihr
und ein paar Kapseln zu viel mit ´ner Behinderung aufwächst.

2 Kommentare:

  1. Ein lyrisch sehr starkes Werk.
    Es ist eine Art Spannungsaufbau da,
    auch wenn das Ende beim Titel bereits offensichtlich war.
    Was ich aber nicht check:
    Wieso ist im allerletzten Satz der Reim weg?
    (--> "aufwächst" wirkt an der Stelle so völlig unpassend, vom Klang her.)

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  2. Danke für den Kommentar. Behinderung aufwächst reimt sich auf Erinnerungen weg, aber stimmt schon, es ist ein unnatürlicher Klang.

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